Mundgesundheit und Allgemeingesundheit beeinflussen sich auf vielseitige Weise gegenseitig.
So können Entzündungsherde an Zähnen und im Kiefer den gesamten Organismus betreffen und so beispielsweise das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen.
Aber auch der umgekehrte Weg findet statt: So erhöht eine bestehende Diabetes mellitus (Zucker- krankheit) die Erkrankungswahrscheinlichkeit an einer Parodontitis (entzündliche Zahnbetterkrankung) wesentlich bzw. verhindert ihre vollständige Ausheilung.
Oft kann eine Allgemeinerkrankung in einem frühem Stadium in der Mundhöhle erkannt werden und rechtzeitig einer Therapie zugeführt werden.
Einige notwendige zahnärztliche Behandlungsmaßnahmen können aber bei bestimmten Allgemein- erkrankungen nicht durchgeführt werden bzw. erfordern zusätzliche Begleitmaßnahmen, so z.B. bei Einnahme von Blutverdünnungsmittel und Blutgerinnungshemmern.
Daher die Bitte: Füllen Sie den Fragebogen (Anamnesebogen), die Ihnen ihr Zahnarzt beim ersten Kontakt überreicht, sehr sorgfältig aus und geben Sie jede Veränderung Ihres Gesundheitszustandes an Ihren Zahnarzt weiter. Falls Sie regelmäßig Medikamente einnehmen sollten, informieren Sie Ihren Zahnarzt darüber und halten Sie den Namen und die Dosierung des Medikamentes parat.
Die zahnärztliche Untersuchung und Behandlung geht weit über das Thema Zähne hinaus und ist daher ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung.
Eine gesunde Mundhöhle ist eine gute Voraussetzung für einen gesunden Körper und stellt ein wesentliches Stück Lebensqualität dar.
Mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Parodontitis (Erkrankung des Zahnhalteapparates) treffen zwei Volkskrankheiten aufeinander, die weit verbreitet sind und eine gegenseitige negative Wechselwirkung aufeinander ausüben. Bei schlecht eingestelltem Blutzucker erhöht sich das Risiko einer Parodontitis auf das Dreifache. Umgekehrt kann eine bestehende Parodontitis die medikamentöse Einstellung des Blutzuckers erheblich erschweren, da durch die an die Blutbahn abgegebenen Entzündungsstoffe die Wirkung von Insulin vermindert wird. Diabetiker leiden u.a. häufiger unter Wundheilungsstörungen nach zahnärztlichen chirurgischen Eingriffen und einem höheren Risiko eines Implantatverlustes.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass bei chronischer (lange andauernder) Parodontitis erhöhte Entzündungswerte im Blut gefunden werden (C reaktives Protein CRP-Wert). Die ins Blut ausgeschwemmten Bakterien und Entzündungsbotenstoffe können zu Gefäßwandveränderungen mit nachfolgender Arterienverkalkung und Thrombosebildung führen.
Auch hier ist wissenschaftlich belegt, dass aggressive Parodontitis Bakterien aus der Mundhöhle beim Einatmen in die Atemwege gelangen und dort insbesondere bei vorgeschädigter Lunge und bei geschwächter Immunabwehr zu einer oft schwer beherrschbaren Lungenentzündung oder Bronchitis führen können.
Blutet das Zahnfleisch, so können über das Blut Bakterien aus der Mundhöhle und Bakterien, die sich in dem bakteriellen Zahnbelag (Plaque) befinden, in den Blutkreislauf gelangen. Dies kann sowohl bei der täglichen häuslichen Zahnpflege mit der Zahnbürste erfolgen, aber viel häufiger und intensiver bei der Zahnsteinentfernung und bei der Professionalen Zahnreinigung (PZR) beim Zahnarzt. Diese in das Blut eingeschwemmten Bakterien können bei vorgeschädigtem Herz oder Herzklappe zu einer ernsten Entzündung des Herzens (Endokarditis) oder der Herzklappe führen. In solchen Fällen ist begleitend zum zahnärztlichen Eingriff eine Gabe von Antibiotika sinnvoll und notwendig.
Zähne sind lebendige Organe. Im Inneren eines jeden Zahnes befindet sich das sog. Zahnmark (Zahnpulpa), ein Bindegewebe mit Blut- und Nervenversorgung. Erkrankt ein Zahn an Karies und wird diese Karies nicht rechtzeitig entfernt, dringen diese Kariesbakterien bis zum Zahnmark durch und rufen dort eine mit starken Schmerzen verbundene Entzündung des Zahnmarks (Pulpitis) hervor. In Folge diese Entzündung kann auch eine Vereiterung des betroffenen Zahnes eintreten oder sich ein Eitersäckchen oder eine Zyste bilden. Diese Bakterien können über den Blutweg im gesamten Organismus verteilt werden und belasten das Immunsystem mit allen Nachteilen.
Bei Patienten, die dialysepflichtig sind oder Patienten, die Organe transplantiert bekommen haben, ist die Immunabwehr herabgesetzt. Hier ist es besonders wichtig, dass das Körperabwehrsystem nicht durch eine chronische Parodontitis oder durch andere Eiterherde an den Zähnen belastet wird. Hier sind eine Sanierung des Gebisses und entsprechende begleitende prophylaktische Maßnahmen besonders wichtig und zu empfehlen.
Ist es aus allgemeinmedizinischen Gründen notwendig, die Blutgerinnung durch Medikamente zu hemmen, so ist in jedem Fall der Zahnarzt zu informieren. Manche Behandlungen sind unter Blutverdünnungen nicht oder nur eingeschränkt möglich (z.B. Zahnentfernung). Ihr Zahnarzt entscheidet zusammen mit dem behandelnden Arzt, in welchem Umfang die gerinnungshemmenden Medikamente abgesetzt bzw. durch andere Medikamente ersetzt werden. Bitte nicht eigenhändig diese Medikamente absetzen, da sonst ernsthafte Risiken für den Kreislauf entstehen können!
Bei dieser Erkrankung schwindet die Knochenmasse und die tragenden Knochenbälkchen lösen sich langsam auf. Frauen sind stärker betroffen als Männer. Zur Behandlung der schwereren Fälle von Osteoporose werden sog. Bisphosphonate eingesetzt, ebenso bei bestimmten Krebserkrankungen. Als Nebenwirkung dieser Bisphosponate können bei chirurgischen Eingriffen am Kieferknochen (z.B. Zahnentfernungen, Implantate) sehr massive Wundheilungsstörungen mit nachfolgender Zerstörung des Kieferknochen einhergehen. Diese Nebenwirkungen traten auch auf, wenn die Einnahme dieser Medikamente schon lange Zeit vorüber war.